Das Läuferknie (ITBS)
- Schmerzfrei laufen
- 6. Juli
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 25. Aug.
Symptome, Ursachen, Behandlung und Prävention
Ein interdisziplinärer Blick aus Physiotherapie, Orthopädie und Orthopädieschuhtechnik
Viele Läufer:innen kennen es: Ein ziehender Schmerz an der Außenseite des Knies, der oft erst nach einigen Kilometern auftritt und das Laufen zur Qual macht. Das sogenannte Läuferknie (auch Tractussyndrom oder ITBS) ist eine der häufigsten Laufverletzungen – und ein gutes Beispiel dafür, wie verschiedene Fachbereiche gemeinsam zu einer nachhaltigen Lösung beitragen können.
Vor allem durch den im englischen Sprachgebrauch verwendeten Begriff „Runner’s Knee“ wird häufig das sogenannte Tractus-iliotibialis-Syndrom gemeint. Wichtig ist jedoch: Knieschmerzen bei Läufer:innen können ganz unterschiedliche Ursachen haben – das Läuferknie ist nur eine davon. Mehr dazu finden Sie in einem unserer nächsten Blogbeiträge.

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Symptome
Das Läuferknie tritt am häufigsten bei Läufer:innen auf, aber auch Bergsteiger:innen und Radfahrer:innen können betroffen sein. Typische Anzeichen sind:
Schmerzen außen am Knie: Der Schmerz ist meist punktuell lokalisiert, direkt über dem seitlichen Kniegelenkspalt und die Schmerzen klingen in Ruhephasen häufig rasch ab
Zunehmende Beschwerden beim Laufen: Besonders bei längeren Distanzen, beim Bergablaufen oder nach einer Laufpause treten die Schmerzen verstärkt auf.
Bei weiterem Training trotz Schmerzen verschlechtert sich die Situation oft: Die Beschwerden können dann auch in Ruhe auftreten und sich in das gesamte Bein ausstrahlen.
Typisch ist zudem, dass die Gelenkbeweglichkeit des Knies selbst meist erhalten bleibt
Ursachen
Das Läuferknie entsteht meist durch eine Überlastung und Fehlbelastung des Tractus iliotibialis, einem Bindegewebsstrang, der vom Becken bis unterhalb des Knies an der Außenseite des Oberschenkels verläuft. Durch wiederholte Reibung und Druck an einem knöchernen Vorsprung am Oberschenkelknochen kommt es zu einer Reizung, die Schmerzen an der Außenseite des Knies verursacht.
Häufig liegt die Ursache in einer zu schnellen Trainingssteigerung, fehlerhafter Lauftechnik oder muskulären Schwächen, vor allem in der Hüft- und Rumpfmuskulatur. Auch verkürzte oder verspannte Oberschenkelstrukturen können die Beschwerden verstärken. Ungünstige äußere Bedingungen wie falsches Schuhwerk oder das Laufen auf schrägem Untergrund erhöhen zusätzlich das Risiko.
In den meisten Fällen wirken mehrere Faktoren zusammen. Eine genaue Analyse der individuellen Belastungsmuster ist deshalb entscheidend, um die Ursachen gezielt zu behandeln.
Behandlungsmethoden:
Orthopädie:
Die medizinische Diagnostik im Blick
Beim Verdacht auf ein Läuferknie geht es mir als Orthopäde darum, die genaue Ursache der Beschwerden zu finden. Denn nicht immer liegt das Problem nur im Knie selbst – häufig spielt auch das Laufverhalten eine entscheidende Rolle.
Was ich konkret mache:
Gründliche klinische Untersuchung: Mit speziellen Funktionstests prüfe ich typische Zeichen des Läuferknies und schließe andere Verletzungen wie Meniskusschäden oder Arthrose aus.
Bildgebende Verfahren: Bei Bedarf setze ich z.B. Ultraschall oder MRT ein, um die Strukturen rund um das Knie genau zu beurteilen.
Laufanalyse: Durch die Beobachtung des individuellen Laufstils erkenne ich Fehlbelastungen, wie zum Beispiel eine vermehrte Innenrotation des Oberschenkels oder eine instabile Beinachse, die das Läuferknie begünstigen können.
Entzündungsbehandlung: Wenn nötig, unterstütze ich die Heilung mit entzündungshemmenden Maßnahmen oder gezielten Injektionen, um akute Schmerzen schnell zu lindern.
Mein Ziel ist es, die Ursachen des Läuferknies präzise zu erkennen und individuell zu behandeln – damit Sie sicher und dauerhaft wieder Freude am Laufen haben.
Physiotherapie:
Funktionelle Ursachen verstehen und beheben
Beim Läuferknie liegt die Ursache häufig nicht am Knie selbst, sondern an den Strukturen rundherum die es beeinflussen. In der Physiotherapie schauen wir uns deshalb immer das ganze Bewegungssystem an: Wie beweglich sind Hüfte, LWS und Sprunggelenk? Wie stabil ist das Becken? Wie arbeiten Gesäß-und Rumpfmuskulatur zusammen? Gibt es muskuläre Dysbalancen?
Was ich konkret mache:
Manuelle Therapie zur Befundung und Behandlung von schmerzhaften oder bewegungseingeschränkten Strukturen.
Laufanalyse und Bewegungscoaching, um das Bewegungsmuster zu optimieren und Fehlbelastungen zu erkennen.
Gezieltes Training zur Kräftigung der stabilisierenden Muskeln (insbesondere Gluteus medius).
Ziel ist es, nicht nur die Symptome zu behandeln, sondern die Ursachen langfristig zu beheben – für ein schmerzfreies und effizientes Laufen.
Orthopädieschuhtechnik:
Die Rolle der Einlagen und der richtigen Schuhe
Oft steckt hinter einem Läuferknie auch ein biomechanisches Problem – etwa eine Überpronation oder Beinachsenabweichung. Hier kommt die Orthopädieschuhtechnik ins Spiel. Mit modernen Analyseverfahren wie dem Fußscan oder der dynamischen Druckmessung kann man sehen, ob beim Abrollen eine Fehlbelastung entsteht.
Was konkret gemacht wird:
Wir sehen unsere Einlage nicht als Bett, welches die Funktionen des Fußes übernimmt, sondern als Trainingsgerät, das im Rahmen seiner Möglichkeiten das Optimum abruft zur Entlastung des Tractus iliotibialis.
Analyse und Expertise Ihrer Laufschuhe – der richtige Schuh ist entscheidend für ein gesundes Laufverhalten.
Kontrolle und Anpassung, auch nach Beginn der Therapie: Die Bedürfnisse können sich durch Training oder Muskelaufbau verändern.
Mit den passenden Einlagen und Schuhen schaffen wir die Basis, damit die physiotherapeutischen und orthopädischen Maßnahmen auch langfristig wirken.
Kann man einem Läuferknie vorbeugen?
Eine kräftige Hüft- und Rumpfmuskulatur ist entscheidend, um Kniebeschwerden und Überlastungssyndromen wie dem Läuferknie vorzubeugen. Prävention spielt dabei eine zentrale Rolle: Ergänzend zum Lauftraining sollten daher regelmäßig Dehn- und Kräftigungsübungen in den Trainingsplan integriert werden.
Wer regelmäßig läuft, sollte sich beim Kauf der Laufschuhe professionell beraten lassen. Ideal ist eine Auswahl der Schuhe nach einer Laufanalyse auf dem Laufband, um Fehlbelastungen frühzeitig zu vermeiden. Auch die Lauftechnik spielt eine Rolle, wenngleich sie im Vergleich zur muskulären Stabilität eine etwas geringere Bedeutung hat.
Wer alternativ lieber Fahrrad fährt, sollte darauf achten, dass der Sattel korrekt eingestellt ist. Eine falsche Sitzposition kann die Hüft- und Kniemuskulatur ebenfalls ungünstig belasten und Beschwerden begünstigen.
Sie haben Beschwerden beim Laufen oder möchten einem Läuferknie gezielt vorbeugen? Unser interdisziplinäres Team hilft Ihnen dabei, die Ursachen zu erkennen und gezielt zu behandeln. Ob Analyse, Training oder individuelle Versorgung – wir begleiten Sie auf dem Weg zurück zum schmerzfreien Laufen.
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